Lau­ber­horn li­ve

Ei­ne Ab­fahrt mit Ras­se

Lauberhornlift und Eiger«Lau­ber­horn li­ve» wer­ben die Lift- und Pis­ten­plä­ne und mei­nen da­mit die Tat­sa­che, dass man der Stre­cke nun aus dem Start­häus­chen her­aus über Rus­si­sprung und Hund­schopf bis in den bei ei­si­gen Ver­hält­nis­sen si­cher­lich kri­mi­nel­len Ziel­hang fol­gen kann. Wer in der Wo­che nach dem Lau­ber­horn­ren­nen, für das die Pis­te ak­tiv ver­eist wird, hier her­un­ter Lauberhornabfahrtfährt, der fin­det de­fi­ni­tiv an­de­re Be­din­gun­gen vor als wir heu­te. Zu­brin­ger ist der Lau­ber­horn­lift, der mit Hil­fe ei­nes kur­zen Seil­schlepp­lifts von der Klei­nen Schei­degg aus zu er­rei­chen ist.
*
Aber man hat noch mehr ge­tan: Am Han­negg­schuss hat man par­al­lel zur ei­gent­li­chen Län­ge ei­ne Mess­stre­cke prä­pa­riert, de­ren Wert maß­geb­lich von der Dis­zi­plin der Ski­fah­rer ab­hängt. Wer hier ei­nen Bo­gen fährt, Zeitmessung Lauberhornder ist nicht nur ein Feig­ling, er ist auch ein Ka­me­ra­den­schwein, denn die Glatt­heit der Pis­te ist we­sent­li­che Voraus­set­zung für ei­ne schnel­le und si­che­re Fahrt. Schon das sach­ge­mä­ße Schuss­fah­ren er­zeugt in Hö­he der Licht­schran­ke sehr kur­ze Qu­er­ril­len, die das Snow­board fast zu zer­rei­ßen schei­nen. Viel­leicht ist der Ein­druck auch nur sub­jek­tiv, denn sel­ten fährt man mit dem Snow­board Tem­po 77. Schnel­le Ski­fah­rer se­hen wir hier mit Tem­po 97, mei­ne Toch­ter wird mit 82 km/h ge­blitzt, wäh­rend die Pro­fis auf der Pis­te fast 140 km/h schnell fah­ren. Auf den ge­wal­tig brei­ten und völ­lig frei­en Pis­ten von Breuil-Cer­vi­nia wer­den wir die Da­ten spä­ter mit­tels GPS be­stä­ti­gen kön­nen: 75 km/h mit dem Snow­board und 95 km/h mit Ski­ern.
Lauberhornabfahrt*
Ein wei­te­res High­light ist die Sla­lom­pis­te, die von der Berg­sta­ti­on des  4er-Ses­sel­lifts In­ner­wen­gen aus­geht und nach we­ni­ger stei­len Ab­schnit­ten spä­ter in den frei­en Fall über­geht. Dass ich am En­de auf mei­ne al­ten Ta­ge die­se äu­ßerst stei­le Pas­sa­ge mit dem Brett im Schuss hin­un­ter fah­re, er­staunt mich selbst, wo ich doch im al­ler­ers­ten Mo­ment die Luft an­hal­ten muss­te. Slalomstrecke FIS InnerwengenAber da man auf der Ab­fahrt oh­ne­hin kaum Halt fin­det, ist die klügs­te Lö­sung die mit gro­ßer Vor­la­ge ge­fah­re­ne Senk­rech­te am Berg.
*
Die­se Tak­tik hilft mir auch über das Trau­ma Lau­ber­horn Ziel­hang hin­weg. Wer sich vor­nimmt, die Ab­fahrt non-stop zu be­wäl­ti­gen, hat oh­ne­hin kei­ne Ge­le­gen­heit, vor Lauberhornabfahrtdem Ziel­hang nach der bes­ten Li­nie zu su­chen. Wie un­ter­schied­lich aber auch die Be­din­gun­gen sein kön­nen, er­fah­ren wir ein Jahr spä­ter: Zwar sind die Schnee­ver­hält­nis­se ne­ben der Pis­te al­les an­de­re als op­ti­mal, so­dass man auch mit dem Board die Pis­ten nicht ver­lässt. Aber ge­ra­de die stei­len Ab­schnit­te ha­ben ei­nen Griff, der es de­nen, die ein Jahr zu­vor nicht da­bei wa­ren, kaum ver­mit­teln kann, wie ei­sig und schwie­rig die­se Pis­ten­ab­schnit­te sein kön­nen.
Lauberhornabfahrt*
Die Ge­schwin­dig­keits­mess­stre­cke am Han­negg­schuss ist die bes­te ih­rer Art, die wir ken­nen. Und na­tür­lich stellt sie für al­le, die gut fah­ren, ei­ne Her­aus­for­de­rung dar. Da­bei ge­hört ge­ra­de die­ser Stre­cken­ab­schnitt mit ei­ner ma­xi­ma­len Nei­nung von nur 26° bei wei­tem nicht zu den steils­ten die­ser Pis­te, die am Hund­schopf und am Ziel­schuss mit 41° bzw. 42° auf­war­ten kann.
Lauberhornabfahrt*
Dem Satz un­se­res Soh­nes, der nach fünf Ta­gen Trai­ning schließ­lich die für ihn ma­gi­sche 90-Stun­den­ki­lo­me­ter­gren­ze denk­bar knapp knackt, kann man kaum wi­der­spre­chen: «Die Lau­ber­hor­n­ab­fahrt be­sitzt mehr Schwie­rig­keits­gra­de als man­ches Ski­ge­biet». Lei­der ist die­se groß­ar­ti­ge Pis­te zur Zeit des Lau­ber­horn­ren­nens (Mit­te Ja­nu­ar) nicht be­fahr­bar und nach Aus­sa­gen von schwei­zer Gäs­ten in der Wo­che da­nach der­art ver­eist, dass man schon er­heb­li­chen Mut braucht, sich die Steil­pas­sa­gen hin­ab­zu­stür­zen. Im Fe­bru­ar 2007 ge­lingt mir mit ei­nem sehr har­ten und gut prä­pa­rier­ten Ato­mic Fi­re­st­ar­ter Snow­board, das ich nur für die­sen Fall mit­ge­führt ha­be, im ins­ge­samt drit­ten Ver­such ein Ritt mit 78,91 km/h. Da­bei ist die Pis­te in die­sem schnee­ar­men Win­ter kaum zu prä­pa­rie­ren und we­sent­lich we­ni­ger eben als bei den ers­ten bei­den Ver­su­chen. In Zer­matt wer­de ich kaum zwei Mo­na­te spä­ter dann Tem­po 100 er­rei­chen, mit­tels GPS ge­mes­sen, al­ler­dings auf viel län­ge­ren Stre­cken­ab­schnit­ten.